Inklusion in der Schule
Ein besseres Bildungssystem ist inklusiv ausgerichtet. Hier werden alle Kinder entsprechend ihrer individuellen persönlichen Begabungen und Möglichkeiten gefördert.
Erkenntnisse der Bildungsforschung belegen:
- Gemeinsames Lernen mit entsprechenden pädagogischen Konzepten kommt allen Kindern zugute. Dabei kommen alle Kinder mit unterschiedlichen Lernanforderungen zu ihrem Recht – egal, ob ohne oder mit Beeinträchtigung oder ob hochbegabt.
- Kinder entwickeln im Umgang miteinander das Bewusstsein und die Wertschätzung von Individualität und Vielfalt.
- Wer aussortiert und trennt, hindert die Menschen daran, in verschiedenen Situationen des Alltags voneinander zu lernen und die Welt zu gestalten.
Wichtige Voraussetzungen dafür sind:
- kleinere Klassen
- individuelle Förderung – auch durch lernzieldifferenzierten Unterricht
- inklusive Pädagogik in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern
- pauschale Stellenzuweisungen für sonderpädagogische Fachkräfte an alle Schulen
Rechtliche Grundlagen beachten
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die bereits im März 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist, bietet hierfür eine rechtliche Grundlage. Uns ist wichtig, dass in Bayern die Weiterentwicklung des Schulsystems spürbar vorangetrieben wird und die notwendigen personellen, räumlichen und sachlichen Voraussetzungen für Inklusion geschaffen werden. Der Rechtsanspruch auf inklusiven Unterricht an Regelschulen darf nicht unter Finanzierungsvorbehalt stehen.
Auftretenden Schwierigkeiten mutig begegnen – hier unterstützen wir
Leider stellen wir immer wieder fest, dass Abstimmungsschwierigkeiten zwischen verschiedenen staatlichen Stellen dazu führen, dass dem Rechtsanspruch auf inklusiven Unterricht nicht abgebaute Barrieren (organisatorisch, personell, finanziell) entgegenstehen.
Hier gilt es: Nicht nach- oder aufgeben – dies sind nicht erfolgte Vorkehrungen zum Schutz vor Diskriminierung! Gegen derartige Verstöße gegen die UN-BRK gehen wir vor. Sprechen Sie uns an!
Lesetipp: Raphael Müller – Ich fliege mit zerrissenen Flügeln
Ein beeindruckendes Plädoyer für mehr Offenheit im Umgang mit Menschen mit einer Beeinträchtigung – geschrieben von einem 14-jährigen, dem keiner zutraute lesen und schreiben zu lernen.
Raphael Müller kann nicht reden, er äußert sich durch Laute. Schwerstbehindert, im Rollstuhl sitzend – ein Fall für die Förderschule.
Raphael, hat aber – ohne jeden Unterricht – bereits als Kleinkind lesen und schreiben gelernt. Nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern anders.
Seine Mutter merkt, dass er sich artikulieren und will und zusammen üben sie gestützte Kommunikation – Raphael schreibt auf einem Tablet.
Damit kann er sich mitteilen und er macht das auf vielfältige Weise: Mittlerweile hat er weitere Erzählungen und Gedichte veröffentlicht.
Seine autobiografische Schilderung verknüpft er mit einem eindringlichen Plädoyer für echte Inklusion, für die Einräumung echter Chancen und für den Mut, Menschen etwas zuzutrauen und ihnen offen zu begegnen.
Für mich war dieses Buch eine Bereicherung und auch eine schmerzende Selbsterkenntnis: Niemanden unterschätzen, nicht nach dem Anschein urteilen – dies dachte ich verinnerlicht zu haben. Beim Lesen ertappte ich mich immer wieder, wie ich dachte „ist das nicht nahe an einer Überforderung?“
Jeder Mensch hat das Recht, dass ihr oder ihm etwas zugetraut wir und dass sie oder er freien Zugang zu Bildungseinrichtungen bekommt. Diese Forderung mit Nachdruck zu vertreten, darin bestärken mich Raphael Müller und die verschiedenen Statements von Menschen, die ihn persönlich kennen gelernt haben. Das wünsche ich mir auch.
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Buchbeschreibung auf der Seite des fontis-Verlages
Internetseite von Raphael Müller